„Die Aufgeschlossenheit zwischen den Generationen ist größer geworden“

Charles Bahr, © TikTok Deutschland

Alles für die Generation Z! Charles Bahr hat schon während seiner Schulzeit erkannt, welche Macht in Social-Media-Marketing liegt – und das die Zielgruppe der Zukunft, die Generation Z, dort nicht strategisch erreicht wird. Daher gründete er mit 14 seine erste Social-Media-Agentur und danach die Unternehmensberatung ProjectZ. Derzeit ist der 19-jährige als Manager bei TikTok angestellt und erzählt uns im Interview, welche Entscheidungen ihn zu seiner heutigen Position geführt haben.


1. Sie sind nach der 10. Klasse von der Schule abgegangen, um eine Ausbildung als Kaufmann für Marketingkommunikation zu beginnen. Warum haben Sie sich für einen Ausbildungsberuf und gegen das Abitur entschieden?

Ich habe in der Schulzeit meine ersten Unternehmen gegründet und hatte damals die Einstellung, dass Schule in der Situation keine gute Option ist. Heute denke ich, dass ich diese Challenge hätte meistern können, auch neben meinen eigenen Projekten. Damals war es aber eine größere Herausforderung als ich dachte, auch weil ich die Zulassung für die Oberstufe nicht geschafft habe. Die Ausbildung habe ich dann nur für ein halbes Jahr gemacht. Mein Vater war nicht davon überzeugt, dass sie ein guter Weg sei – und hat Einspruch eingelegt. Ich spreche dieses Thema offen an, um jungen Menschen Mut zu machen, die in der gleichen Situation sind. Deswegen habe ich die ganze Story auch auf Instagram gepostet.

2. Ihr erstes Unternehmen tubeconnectmedia gründeten Sie 2017 mit zwei Schulfreunden. Sie waren zu dieser Zeit Deutschlands jüngster Agenturchef. Ihr zweites Unternehmen ProjectZ haben Sie 2020 verlassen, um bei TikTok als Berater einzusteigen. Wie kam es zu der Entscheidung von der Selbstständigkeit in ein Angestelltenverhältnis zu wechseln?

In den beiden Startups gab es keine sonderlich großen Hierarchien. Ich habe (zwar) Entscheidungen getroffen, aber ansonsten war das Arbeiten immer Teamarbeit in jeglicher Form. Ich war nie der „Anführer“, ich war immer der Repräsentant, habe mich aber nie als Chef verstanden. Nach drei Jahren Selbstständigkeit war die Lernkurve nicht mehr so steil, wie zu Beginn. Bei TikTok habe ich eine neue Herausforderung gefunden und lerne jeden Tag dazu.

3. Die Unternehmensberatung ProjectZ, der Sie immer noch als Gesellschafter angehören, hat als Claim „Wir sind Weltverbesserer“ gewählt. Inwiefern tragen Sie zu Verbesserung der Welt bei?

Aktuell habe ich keine Anteile mehr an ProjectZ, bin aber als Gründer noch im Austausch mit dem Team. Zum Thema „Weltverbesserer“: ProjectZ sitzt als Marketing Agentur in Runden mit großen Unternehmen und hat so Zugang zur Vorstandsebene, in denen die Stimme der Gen Z ansonsten nie vertreten gewesen wäre. Weltverbesserung heißt in dem Fall zwischen den Generationen zu vermitteln. In den Kampagnen von ProjectZ ist immer auch der soziale Wunsch vertreten, etwas zur Verständigung zwischen den Generationen beizutragen.

4. Die Generation Z ist ein Schlagwort für die Nachfolgegeneration der Generation Y und meint die nach 1995 geborenen Jugendlichen. Gab es einen bestimmten Moment, in dem Sie erkannt haben, dass die Generation Z als Zielgruppe unterschätzt wird?

Ich hatte nie das Ziel, mit meinen Firmen vorrangig Geld zu verdienen. Natürlich war das auch ein Punkt, aber für mich stand immer das Ziel im Fokus, etwas ändern zu wollen. Bei vielen Konferenzen habe ich gesehen, wie viel über die GenZ gesprochen wird, aber nie mit ihr.

5. Sie arbeiten meistens mit Menschen zusammen oder beraten sie, die erheblich älter sind als Sie selbst. Gibt es dabei Situationen oder Aussagen, die immer wieder vorkommen – und wie reagieren Sie darauf?

Bei TikTok arbeiten wir auf Augenhöhe, das ist Teil der Arbeitskultur. Es gibt kein typisches Meeting und man wird immer offen und herzlich aufgenommen. Typisch ist hier auch, dass ich nicht mehr auf mein Alter reduziert werde. Es ist nur wichtig, was jeder mit seinen Fähigkeiten zum Erfolg beitragen kann. Hier kann ich mein Ziel verfolgen, das zu machen was ich gut kann und was mir Spaß macht.

In der Vergangenheit gab es bei den größeren Unternehmen und älteren Mitarbeiter:innen immer eine feine Linie zwischen Selbstbewusstsein und Arroganz. Wir als Team haben diese Linie immer ausgeblendet und haben versucht daraus zu lernen und es positiv zu sehen. Wir haben hin und wieder den Spruch bei Präsentationen gehört: „Ich kenne das alles schon, was wollt ihr eigentlich?“ Aber inzwischen habe ich das Gefühl, das die Aufgeschlossenheit zwischen den Generationen größer geworden ist.

6. Viele der DGPS-Teams stehen nach einer erfolgreichen Spielrunde vor der Frage, ob sie ihre Idee in die Tat umsetzen wollen. Über welche drei Punkte sollte sich Ihrer Meinung nach jede:r junge Gründer:in Gedanken machen, um zu einer Entscheidung zu kommen?

Bei seinem eigenen Projekt ist man meistens von der Notwendigkeit des Produkts oder der Dienstleistung überzeugt. Mir hat es schon geholfen viel zu testen um herauszufinden, ob meine Arbeit für den Markt gut genug ist und sie überhaupt gebraucht wird. Zudem ist es super wichtig Meinungen einzuholen – Meinungen von diversen Leuten mit unterschiedlichem Hintergrund. In der Schulzeit zu gründen hat für mich daher nur Vorteile: man hat nichts zu verlieren. Das Schlimmste, das einem passieren kann ist, dass man einen Schulabschluss hat – und einen Sack voller Learnings.

7. Wenn man als Minderjährige:r gründet, ist man auf die Unterstützung der Eltern angewiesen. Welche Tipps haben Sie an junge Gründer:innen, die keine Unterstützung von der Familie erfahren?

Es gibt super viele Plattformen, auf denen man sich mit der Community austauschen kann. In den Sozialen Medien findet man unter #jungunternehmer viele Infos. Es gibt viel kostenloses Wissen in Online-Tutorials oder Motivationsreden, die man ausprobieren und konsumieren kann. Auf LinkedIn oder im Bekanntenkreis sollte man sich einen Mentor suchen und einfach mutig sein – unabhängig wie viel Erfahrung man selbst hat. Es gibt immer Personen, die gerne junge Gründer:innen unterstützen.

In Bezug auf die Unterstützung durch die Familie sollte man sich immer fragen: Unterstützen meine Eltern mich nicht, weil sie wollen, dass ich ihren Weg gehe? Oder unterstützen sie mich nicht, weil es zu riskant ist? Das ist eine große Differenz, über die man ggf. auch reden kann. In meinem Fall hat es mir geholfen, dass mein Vater mich nicht unterstützt hat. Ich hatte dadurch mehr Freiheit, weil niemand mir ständig sagte: „Du schaffst das nicht.“.

8. Wenn Sie sich in 20 Jahren sehen: Wo befinden Sie sich und was machen Sie gerade?

Ich habe eins gelernt: Man sollte nie Prognosen abgeben. Ich hoffe, dass ich in 2-20 Jahren immer noch das Privileg habe, machen zu dürfen, was mir Spaß macht. Ich würde gerne später in die Politik gehen. Nicht in die parteipolitische Arbeit, sondern um junge Menschen für Gründertum zu begeistern. Und ich habe das Ziel, etwas zu gründen, das in ganz Deutschland bekannt ist.

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